Bruschied, 18.03.2023/p.a.
Wer sich für die 1000-jährige Geschichte von Bruschied interessiert, der stößt geradezu zwangsläufig auf die Frage, wie sich die Entwicklung der Einwohnerzahl unseres Ortes darstellt. Geht man dieser Frage nach, so führen die ersten schriftlichen Unterlagen in das Jahr 1343. Hier wird in einer Urkunde des „Volker von Wiltberg“ festgehalten, dass er all sein „Gut“ in den Dörfern „Proystrad und Sneppenbach“ an den Erzbischof von Trier, Balduin, verkauft. Neben allen Gütern waren dies auch die Bewohner der beiden Dörfer. Sie wurden mit "14 Männern, zwei Witwen und Kindern" beziffert.
Mehr als 200 Jahre später – nämlich 1563 – findet sich eine Abgabenliste (das sog. „Feuerbuch“) für das Amt Schmidtburg. Hier wird festgestellt, dass es in Bruschied insgesamt 10 Feuerstellen gibt. Dies war damals insofern wichtig, da die zu leistenden Abgaben sich nach der Anzahl der Feuerstellen richteten. Eine genaue Bezifferung der einzelnen Einwohner wird jedoch nicht genannt, so dass man dies bestenfalls nur vermuten kann. Selbst im Jahre 1720 sprach man nur von 19 Steuerpflichtigen. 1798 waren diese Zahl auf 28 gestiegen. Auch hier wird keine exakte Einwohnerzahl erwähnt.
Somit ist die Frage nach der genauen Zahl der Bewohner von Bruschied bis zu diesem Zeitpunkt nicht exakt zu beantworten.
Erst als im Jahr 1815 durch die preußische Regierung eine Neuregelung der Verwaltung vollzogen wurde, erfolgte auch eine systematische Erfassung der Einwohnerzahl von Bruschied. Sie wurde damals mit 289 Personen festgestellt. Seit dieser Zeit gibt es eine fortlaufende Erhebung der Bevölkerungszahl bis zum heutigen Tage.
Die hier gezeigte Grafik beginnt daher mit dem Jahr 1815 und zeigt neben den verschiedenen Jahreszahlen auch die jeweils dokumentierte Einwohnerzahl beispielhaft bis zum Jahr 2021. Doch was sagen diese Zahlen überhaupt? Es lässt sich deutlich erkennen, dass es keine besonders großen Schwankungen gibt, was man so zunächst vielleicht nicht vermutet hätte. Auch die Trendlinie (rote Linie) zeigt hier nur minimalste Tendenzen. Eine Berechnung des Mittelwertes über den Zeitraum von 208 Jahren ergibt sogar, dass dieser Wert bei 308 Einwohnern liegt. Man kann also festhalten, dass über diesen langen Zeitraum hinweg die Einwohnerzahl von Bruschied relativ stabil geblieben ist. Sie ist weder deutlich zurückgegangen noch hat sie erwähnenswert zugenommen. Wenn also gesagt wird, dass Bruschied wächst, so trifft dies – zumindest für die Einwohnerzahl – nicht zu!
Setzt man jetzt noch diese Feststellung ins Verhältnis zur Bautätigkeit der letzten 50 Jahre, so wird das Folgende deutlich: Selbst eine enorm gestiegene Bautätigkeit im Ort ist kein Garant für eine quasi „automatisch“ steigende Einwohnerzahl. Und gerade die Einwohnerzahl ist es, an der verschiedenste Parameter festgemacht werden, die z.B. für wesentliche kommunal- und fiskalpolitische Entscheidungen die Grundlage bilden.
Bruschied, 04.03.2023/p.a.
Ja, so war das damals. Denn in den 50-iger Jahren des letzten Jahrhunderts lebte noch nahezu jede Familie von der Landwirtschaft. Seither hat sich dies in unserem kleinen Dorf geradezu dramatisch verändert. Ein Blick auf das bauliche Aussehen von Bruschied mag dies zeigen. Am augenscheinlichsten sind die regelrechten "Bebauungswellen", die es seit damals gab. In deren Verlauf entstanden weitaus mehr einzelne Wohnhäuser als in den Jahrhunderten davor. Erinnert sei beispielsweise an die Anwesen im heutigen Ahorn-, Buchen- und auch Birkenweg. Die Häuserreihen entlang der Lützelsoonstraße und das gesamte Neubaugebiet "Wiesenweg". Letzteres entstand sogar erst in den vergangenen 22 Jahren.
Doch es gibt noch einen zweiten Aspekt, der mit baulichen Veränderungen einhergeht und der es erlaubt, einen Blick in die "alte Zeit" zurück zu tun.
So war es früher üblich, dass das eigene Zuhause meist aus einem Wohngebäude und einer Scheune mit der jeweiligen Stallung bestand. Einige Objekte vereinten dies - im wahrsten Sinne des Wortes - unter einem Dach. Das Foto vom ehemaligen Haus Keller und der späteren Familie Kuhn im Unterdorf lässt dies gut erkennen.
Bei anderen sind Wohngebäude und Stallung mit Scheune voneinander getrennt, wie das damalige Haus "Röhrig" in der heutigen "Soonwaldstraße" zeigt. Meist gab es noch vor oder hinter den Gebäudlichkeiten einen Hausgarten mit allerlei Nutz- und Zierpflanzen, der übers Jahr hinweg bewirtschaftet wurde.
Manche Häuser hatten ihren eigenen Brunnen - entweder im Haus oder draußen. Die Toilette (manchmal auch "Abtritt" genannt) stand meist außen am Gebäude und war oft nur über den Hof erreichbar (z.B. hier das Haus Wagner, genannt "Waachense").
Eine für heutige Verhältnisse wohl eher ungewöhnliche "Besonderheit" war die sog. "Mist". Sie befand sich in nicht wenigen Fällen direkt vor oder auch neben dem Gebäude. Teilweise ist ihr ehemaliger Platz auch heute noch erkennbar, wie hier im Bild vor dem ehemals als "Schummasch" bezeichneten Haus.
Übrigens: noch bis vor 100 Jahren gab es in Bruschied keine festen Straßen. Selbst die Straßennamen wurden erst nach dem 2. Weltkrieg eingeführt. Bis dahin gab es einfach nur die "Dorfstraße" für den gesamten Ort. Als 1922/1923 die erste öffentliche Wasserversorgung aufgebaut wurde, kamen im Anschluss auch einzelne Stromanschlüsse ins Haus. Aber eine Abfallentsorgung im heutigen Sinne existierte ebensowenig wie eine ordentlich ausgebaute Kanalisation. Teilweise lief das Schmutzwasser (z.B. im Unterdorf) links und rechts die Straße hinunter. Im Bruschieder Platt nannte man eine solche Rinne "die Klaam".
Keine Frage! Diese Zustände (!) wünscht sich sicherlich niemand zurück.
Dennoch ist diese "gute alte Zeit" - wie sie immer noch mancherorts bezeichnet wird - fraglos ein Teil unserer uralten Dorfgeschichte. Aber es ist unverkennbar: die früheren agrar-ökonomisch geprägten Wohn- bzw. Lebensumstände und die damit verbundene und althergebrachte Dorfgemeinschaft scheinen mittlerweile einer fast idyllischen und individuell-orientierten Lebens- und Wohnsituation gewischen zu sein.
Kurz gesagt: Bruschied hat sich - auch in seinem älteren Teil - zu einem nahezu reinen Wohnareal entwickelt.
Zugegeben, es klingt zwar etwas überspitzt, aber irgendwie drängt sich einem ein Vergleich auf: wenn früher der von Kühen gezogene Leiterwagen in der alten Hofeinfahrt stand, so ziert heute
vielleicht der mit Breitreifen bestückte SUV die eigene Immobilie. Und so stehen beide Transport- bzw. Fortbewegungsmittel gewissermaßen stellvertretend für den tiefgreifenden Wandel einerseits
und für die rasante Geschwindigkeit mit der sich andererseits all diese Veränderungen vollzogen haben.
Bruschied, 16.02.2023/p.a.
Wer sich das hier abgebildete Foto genauer betrachtet, dem drängt sich vielleicht die Frage auf: welche Gebäudlichkeit wird hier zentral dargestellt und wer hat es wohl gemalt? Der genauere Blick zeigt, dass es die künstlerische Hand eines "J. Staudt" war, der - so die ersichtliche Jahreszahl - 1945 mit gekonnten Pinselstrichen eine farbenfrohe "Darstellung" erschaffen hat, in dessen Mittelpunkt ein Haus aus dem Jahr 1905 steht. Doch so, wie es dort zu sehen ist, so ist es heute nicht mehr in Erinnerung.
Es musste nämlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts einem Neubau weichen. Denn genau an dieser Stelle errichtete ein gewisser Franz Böres sein neues Domizil. Böres war von Beruf Maurer und stammte aus Hennweiler. Er hatte die Bruschiederin Maria Anna, geb. Staudt, geheiratet. Sie stammte aus dem Haus, das auf dem Bild (linke Seite) zu sehen ist. Ebenso ihr Bruder, der "Johann Staudt".
Und so hat "J. Staudt" auf dieser eindrucksvollen Darstellung wohl sein altes Zuhause abgebildet in dem er im April 1897 geboren wurde.
Jenes alte Haus hatte sogar - wie es in jener Zeit üblich war - einen eigenen Namen. Denn, wer im Dorf die Bezeichnung "Fuhrsch" benutzte, der wusste genau, welche Örtlichkeit und welche Personen gemeint waren.
Und so gilt mein Dank "Fuhrsch Wolfgang" (Wolfgang Messer), der nicht nur diese schöne Zeichnung zur Verfügung gestellt hat, sondern auch viele zusätzliche Informationen lieferte, ohne die dieser kleine Artikel nicht zustande gekommen wäre.